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Liebe Leut‘,

ich bin noch ganz ergriffen vom letzten Donnerstagabend.

Da war bei uns nebenan ein Schlossgespräch. Das wird regelmäßig angeboten zu unterschiedlichsten Themen. Dieses Mal war das Thema: “Wir haben es satt – Landwirtschaft in Brandenburg im Umbruch“.

 

Prof. Katharina Helming vom Zalf und der Chef des Landwirtschaftsbetriebes hier in Trebnitz waren geladen im Podium. Letzterer hatte 1995 mit Geld das aus den Erlösen der Umwandlung des landwirtschaftlichen Betriebes seiner Frau in Bauplätze und einer Golfanlage (bei Braunschweig) diese GmbH gekauft. Investitionen im Osten wirkten sich damals steuermindernd aus.

24 Jahre lang bewirtschaftete ein geschäftsführender Verwalter vor Ort den Betrieb industriell als reiner Ackerbaubetrieb. Der Chef war so gut wie nie hier. Vor zwei Jahren beschloss er aber eine Betriebsumstellung zum Bio Anbau – wie er selbst sagte: „aus rein wirtschaftlichen Erwägungen“. Seit Sommer legen jetzt 12.000 Hennen hier Bioland Eier für Berlin. Gerade wird der zweite Großstall gebaut am anderen Ortsende – ebenfalls 12.000 Legehennen. Das darf natürlich nicht sein: ein Betrieb bei Bioland dieser Größenordnung. Also machen sie aus eins zwei: sein Sohn baut den anderen 12.000 Legehennenstall. „Vorzeitige Erbschaft“ wurde das in dem Gespräch genannt.

Aber warum bin ich so ergriffen gewesen?

Es waren nämlich ganz viele Junglandwirte gekommen. Und auch andere Bauern und die ganze Auswahl, die es hier gibt: Geschäftsführer von 8000 ha um Wriezen herum Lindhorst Gruppe, die Holländer van Damme, die in  Platkow 1000 Milchkühe melken, die Solawi Basta, die SolaWi Apfeltraum, die 800 ha Bioland Jahnsfelde und Bioland Friedersdorf 800 ha, kleine Baumschule, Tierhaltungsbetrieb für aussterbende Rassen, klassische Gärtnereien – ach und ganz viel Verwaltungs – und wissenschaftliche Mirtarbeiter:innen aus dem Landwirtschaftsamt und dem ZalF.

 Und das Besondere war, dass alle wohlmeinend miteinander diskutierten. Alle merken, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Es wurde gerungen um verschiedene Lösungsansätze und Möglichkeiten und auch Glaubenssätze, doch es wurde sich zugehört. Es wurden Tipps notiert und versprochen, sich um die Ideen zu kümmern und nachgefragt und sacken lassen.

Selten schaffen wir es aus unseren Blasen heraus zu kommen und nicht auf „die anderen“ da zu zeigen und denen den schwarzen Peter zuzuschieben. Dieser Abend war ganz anders und sehr besonders.

Der Moderator, der zu Beginn des Schlossgespräches seine städtische Herkunft hervorhob und sein Bild von Landwirtschaft als ein von den Bilderbüchern seiner Kinder herrührendes betitelte, war sichtlich überfordert zu folgen.

Und ich glaube, er hat das erste Mal mitbekommen, dass Themen wie alles rund um den Klimawandel nicht nur im Fernsehen zu sehen sind und sein Essen weiter im Supermarkt wächst, sondern, dass Dürre, Wassermangel, Schädlingsdruck und so weiter hier ganz nah und präsent sind und real. Dass es ihn auch betrifft.

Ich werde ihm das Buch von Fred Vargas mal rüberreichen: Klimawandel – ein Appell, welches ich gerade lese. Der Titel ist zwar so, dass ich es auch lange nicht zu Hand nehmen wollte, aber, wenn man mal angefangen hat, dann lässt es einen nicht mehr los. Sie ist halt eine begnadete Krimiautorin – der Spannungsbogen ist genial.

Ja, wir Landwirte haben gemerkt, dass wir alle zusammenhalten müssen: wir sind nur noch 2 % in der Bevölkerung. Übrigens: statt 6 sitzen jetzt nur noch 4 Landwirte im neuen Bundestag 0,5%, aber 109 Rechtanwälte 14,8%. . (Quelle die Welt)

Wir jedenfalls arbeiten für einen gesunden Boden, ein besseres Klima, mehr Gesundheit und – das beste! - dabei kommen ganz schmackhafte Gemüse raus:

Diese Woche

Haferwurz:  wie Topinambur unbedingt für die Darmflora zu empfehlen – wie alle Wurzelgemüse am Leckersten als Ofengemüse zuzubereiten

Sweet Dumpling Kürbis: der süßeste aller Kürbisse: am Besten wie Bratapfel servieren

Samenfester Blumenkohl: nicht so weiß wie seine hochgezüchteten Brüder, aber mit sehr viel mehr Geschmack. Wir verkaufen die unterschiedlich großen Köpfe wieder nach Gewicht

Radicchio de Castelfranco: ihr erinnert Euch: der weiße Radicchio?

Birnen Ekkehard: benannt nach einer Stifterfigur des Naumburger Doms Rotschalig saftig mild

Meerrettich, Maronen (Esskastanien), Belana Kartoffeln…… statt Tomaten Zucchini Paprika – es herbstet

Das Marktteam am Samstag:

Smilla vertritt Dan und wird Clementinen statt Melonen schon auf dem Obsttisch drapieren

Hannah und ich bauen die Üppigkeit der Herbstgemüse übereinander

Rahel wird die Kräuterauswahl, den regionalen Ingwer und die ersten Esskastanien an den schönsten Platz bringen

Steffi hat die Herbst-Salatauswahl zu bändigen

Chiawun und Frank bringen die ganze Logistik: Licht – Kassen – Waagen zu dauerhaften Funktionieren.

Katja vertritt mich dann, damit ich die Gärtnertagung, die hier auf meinem Hof stattfinden wird die nächsten drei Tage, noch vorbereiten kann.

Auch Euch bewegende Momente wünscht

Suse