4.9.2024 newsletter - wer ihn weiter regelmäßig zugeschickt haben möchte, bitte neu anmelden bei susanne(at)frisch-frei.de
Liebe Leut‘,
als ich am Samstag, den 30.März 2024 das erste Mal in dieser Saison zum Markt nach Friedenau kam, schrieb mein Mann mir: die erste Schwalbe ist eingetroffen. Das ist hier immer ein highlight. Auch wenn eine Schwalbe angeblich keinen Sommer macht, so bringt sie das erste Sommergefühl. Auch ich hörte auf dem Markt: Suse ist da, der Sommer kommt.
Nun sind fast alle Schwalben schon weg und die kleinen Schwälbchen des letzten Nestes machen gerade ihre ersten Flugübungen. Wahrscheinlich werden sie Samstag Richtung Süden ziehen, wenn ich für dieses Jahr zum letzten Mal mit meinem Angebot auf dem Marktplatz des Breslauer Platzes in Friedenau stehen werde.
Also diesen Samstag, den 7.9.2024 komme ich für diese Saison zum letzten Mal.
Ja es herbstet. Früher als letztes Jahr. Wenn ich morgens Nacktschnecken absammle, ergreife ich jetzt öfters statt Schnecken heruntergefallende eingerollte Obstbaumblätter. Sie sehen so ähnlich aus. Schnecken ist es jetzt zu heiß und zu trocken, sie sieht man fast gar nicht mehr. Dafür braune Blätter überall auf dem Boden. Und da meine Enten mausern - sie wollen auch nicht aus ihrem Stallgehege mit Teich raus –erwarten sie, dass ich ihnen die Schnecken bringe.
Die Kraft, der Aufbruch, das höher, schneller, weiter des Sommers ist zu einem Rückzug gewandelt. Ein sich einziehen, ein zur Ruhe kommen.
Die nächsten Wochen werde ich Stauden umsetzen, Gründüngungen einsäen, auch noch Samen abnehmen, damit das nächste Jahr gesichert ist und nacharbeiten, wozu ich nie kam. Dann fahre auch ich für 2 Wochen in Urlaub (wieder mit unserem Liegeradtandem, dorthin, wo das Wetter noch zum Radfahren einlädt – wird also ganz spontan entschieden). November, Dezember und Januar ist wieder Brennholzmachen und weiter Haus renovieren angesagt, bevor es im Februar schon wieder mit den Aussaaten los geht und der ewige Kreislauf von vorne beginnt….
Für mich war es ein sehr gutes Jahr. Hier gab es keine Starkregenereignisse und keine Schädlingsinvasionen. Die bunte Mischung aus Blumen und Kräutern, etwas Gemüse und viel Wildwuchs und sehr viel intensiver Betreuung scheint für dieses Jahr aufgegangen zu sein. Sowohl die Gärtnerei als auch der Marktstand waren und sind noch ein Eldorado für alle Sinne.
Und Ihr alle habt die Aromen und die Kraft und die Vielfalt der Kräuter und die Schönheit der Blumen gelobt. So kam ich müde aber sehr erfüllt jeden Samstag vom Markt wieder und konnte diese Energie wieder in meine Gärtnerei tragen.
Habt so sehr Dank dafür. Suse
Mittlerweile seit 25 Jahren baue ich in meiner kleinen Gärtnerei am Rande des Schlossparks in Trebnitz (Ostbrandenburg) bio dynamisch Kräuter und Blumen an. Alles in sorgfältiger Handarbeit. Bodenaufbauend. Insekten fördernd. Staunend immer wieder, wie alles miteinander in Verbindung steht....
All die Jahre vermarktete ich sie mit einem sehr großen Angebot an Obst und Gemüse von meinen demeter Kolleg:innen hier aus der Nachbarschaft und dem ganzjährigen Zukauf durch terra Naturkost auf dem Breslauer Platz in Berlin Friedenau. siehe Foto unten:
20 m Marktstand, viele Mitarbeiter:innen, dicker LKW mit Hebebühne....
Foto oben: Seit Mitte April 2023 fahre ich alleine mit kleinem Auto in der Saison (April - Septmeber) ausschließlich mit meinen von mir mit viel Liebe gezogenen Kräutern und Blumen zu diesem Markt am Samstag (Breslauer Platz, Berlin-Friedenau, 8h - 14 h).
Im Winter ist Erholungspause.
Von Ostersamstag bis 7.September 2024 bringe ich die Kräuter und Blumen aus meiner kleinen Gärtnerei zum Breslauer Platz (vor dem ehemaligen Rathaus).
Zunächst im Frühling wenig, dann um die Sommersonnenwende in überbordender Fülle und dann wieder abnehmend, bis ab Mitte September erfahrungsgemäß nix mehr da ist.
Es ist halt eine Freilandgärtnerei. Und dem Basilikum reicht schon eine kalte Nacht im August, dass von seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit und des wunderbaren Aromas, dass er nur im Freiland hat, nix mehr übrig ist.
29.08.2024 newsletter:
Liebe Leut‘,
letzte Woche am Marktstand hing die Frage in der Luft, wie das sei mit Kräutern für Tee.
Eine Kundin fragte, ob sie das Kraut (es ging um Tulsi) auch frisch aufbrühen könne. Sie habe es sonst immer getrocknet vorher. Aber natürlich! Frisch haben die Kräuter viel mehr Aromen. Eine frische Zitronenmelisse zum Beispiel als erfrischenden beruhigen Tee am Abend ist doch an Zitrusaromen nicht zu überbieten. Da ist getrocknete Melisse nur ein milder Abklatsch. Was sollen wir aber tun, da wir in unseren Breiten, wenn wir ganz früh sind, erst ab April vielleicht die ersten zarten Blättchen an einer geschützten Ecke ernten können und mit dem Herbstanfang ist sie meist auch nicht mehr schön. Die anderen Monate greifen wir halt auf die im Sommer getrockneten Kräuter zurück. (Eingeflogene Kräuter aus südlichen Gefilden – das tut ja wahrlich nicht Not.)
Nun sagte ich weiter an eben diesem Tag, dass es doch das schönste am Landleben sei, dass wir einfach rausgehen und alles schnell für die Küche ernten und direkt auf den Tisch stellen können oder eben einen Kräutertee aufgießen. Dass ich mir eh überhaupt und gar nicht vorstellen könne, in der Stadt zu leben. Huihuihui – die Stimmung kühlte merklich ab in der Schlange der wartenden Kundinnen. Was hab ich denn da jetzt gesagt, dachte ich mir noch, da brach es auch schon los, das Gewitter: „man könne es sich im Leben nicht immer aussuchen, wo es einen hinverschlägt….“, „sie würde, wenn sie könne, auch liebend gerne auf dem Lande leben“, „man habe ja nicht immer die Chance dazu…“ kam es von allen Seiten auf mich eingeprallt.
Ich muss sagen, dass es mich überraschte, das nur eine Frau sagte, sie sei bewusst und gerne in der Stadt. Sie sei auf dem Lande groß geworden – in Niedersachsen - und das brauche sie wirklich nicht mehr.
Ist es mittlerweile so, dass es sich viele für sich vorstellen können, auf dem Lande zu leben statt in der Hauptstadt? Also, wer es ernst meint, hier in Trebnitz sind ab Dezember 24 bzw. ab Frühjahr 25 Wohnungen zu vermieten, am liebsten an eine junge Familie: trebnitz.habondia.de
Bis Samstag
wünscht Euch alles Liebe
Suse
Foto: www.studiobeetz.de
zum 2.9.2024
Zu meinem runden Geburtstag heute hatte mein Mann mir einen großen Strohhut über das Frühstück gelegt. Der bezog sich ja darauf, dass ich vor etwa 30 Jahren bei einer Therapeutin war, die mich als allererstes fragte: „Wie sieht Dein Leben mit sechzig aus?“
Hey – ich war gerade dreißig und alles ein einziger Kuddelmuddel! Ich war ja bei ihr, weil ich Hilfe für das Heute und Morgen wollte! Mit Sechzig! Das werde ich doch nie erleben!
Doch in meine Überraschung kam gleich nachgeschoben: „Nein, nicht überlegen! Was für ein Bild hast Du jetzt sofort?“
„Ich stehe in einem Garten voller Blumen mit einem Strohhut!“ kam aus mir raus.
Das war so weit weg wie nur irgendwas zu der damaligen Zeit. Ich war Landwirtschaftsmeisterin und fuhr tagelang große Traktoren, weit ab von jeder Bodenberührung. War ganz Kerl. Hatte keine Ahnung von Blumen, konnte weder eine Tulpe von einer Narzisse noch eine Rose von einer Anemone unterscheiden. Darum hatte ich auch vielen davon als große Lachnummer erzählt und darum hatte ich das auch nicht vergessen.
Jetzt bin ich also sechzig und steh in einem Garten voller Blumen und genauso vielen Insekten, Vögeln und alles andere Getier und so vieler Düfte…..und mein Glück ist perfekt. Ich liebe mein Leben und möchte nie etwas anderes tun.
Meine Frage ist nun: steht schon alles geschrieben im großen Buch und durch die Frage wurde der Nebel kurz klar und ich bekam einen Einblick in die Zukunft oder habe ich durch dieses Bild meinen weiteren Werdegang beeinflusst….. oder?
Spannend.