Liebe Leut‘,
seit 2023 konzentriere ich mich auf den Anbau der Küchenkräuter und bunten Salatmischungen, sowie den wunderschönen Blumen in meiner Kräutergärtnerei in Trebnitz.
So kann hier das Paradies für alle Lebewesen noch mehr Raum bekommen.
Die Ernte dieser bunten Palette an Düften und Schönheit bringe ich von ca. Mitte April bis Mitte September (je nach Temperaturverlauf) weiterhin nach Friedenau auf den Samstagsmarkt am Breslauer Platz.
Text zum letzten saisonbedingten Markt für 2023 am 09.September 2023:
Liebe Leut‘,
dieser Samstag verspricht so einiges:
· der Wetterbericht sagt für den Marktvormittag schönstes Spätsommerwetter voraus. Moderate Temperaturen, Sonne und kaum Wind…. Der Nachmittag wird dann wieder zu heiß für frische Lebensmittel und Co, aber darum sind die richtigen Wochenmärkte ja auch vormittags.
· Der rbb möchte unseren Markt als Kulisse nehmen für eine Sendung die mit gutem Essen zu tun hat und wird den ganzen Tag zu Dreharbeiten vor Ort sein
· Achim und sein Kaffeemobil sind aus dem Urlaub zurück: Er wird wieder das Zentrum des Marktgeschehens bespielen.
· Meine Kollegin Antje, die ihr von meinem alten großen Marktstand kennt, wird links neben meinem Kräuter- und Blumenstand stehen stehen und ihren demeter Honig Euch anbieten. Einmalig als Sonderaktion.
· Und ich komme in diesem Jahr dann zum letzten Mal nach Friedenau zum Markt = Saisonende. Neu und frisch geht es dann wieder weiter Mitte April 2024
Jetzt kann ich schon ein Fazit ziehen: Ja es war für mich eine kluge Entscheidung den großen Marktstand aufzuhören und den kleinen anzufangen. Jetzt kann ich mich konzentrieren auf den Anbau der Kräuter und Blumen. Meine verbliebende Kraft dort richtig reinstecken. Es ist zwar ein sehr anstrengendes Frühjahr und ein sehr arbeitsreicher Sommer, aber das sind die Monate, wo die Natur uns mit Sonne und Wärme auch die Energie dafür gibt. Jetzt mache ich es wie die Pflanzen und ziehe mich in mich selbst zurück und sammel wieder neue Kraft für die nächste Saison.
Ja und es hat funktioniert. Zunächst war es ein bisschen wackelig, da der Marktmeister im April meinte, er habe keinen Platz für mich auf dem Markt. Dann wanderte ich immer erst ein wenig hin und her mit eigenem Tisch und Schirm – mal hinter Zielke, mal neben…. Dann fand der Fischstand keinen Verkäufer mehr und musste pausieren. Ich konnte also diesen Platz bekommen – jedenfalls bis der „Fisch“ nicht wiederkommt…eine Wackelpartie. Aber ich konnte die ganze Saison bleiben. Welch Glück....
Dank Euch war ich am Ende des Marktes fast immer ausverkauft. Vielen Dank dafür. Es hat Spaß gemacht, Euren Dank für die große Auswahl der aromatischen Kräuter entgegen zu nehmen. Und die Schönheit des Standes und seinen Duft…. der viele Leute, die nur vorbeihasteten zum Umdrehen bewegte. Viele neue Ideen habe ich dieses Jahr bekommen und habe viel Lust am Weiterentwickeln meines Betriebskonzeptes.
Im Anbau in der Gärtnerei hatte ich dieses Jahr auch viel Glück vor allem bei den tierischen Mitbewohnern:
Es gab dieses Jahr hier in der Region keine Nacktschnecken. Fiel einfach aus. Keiner weiß warum. Zu kaltes Frühjahr vielleicht….zu trocken im Mai…? Jedenfalls ist eine Gärtnerei ohne Schnecken schon eine Gärtnerei, die Spaß macht, weil man auch ernten kann, was man sät.
Läuse kamen und machten drei Sätze Dill hintereinander platt und einiges andere, aber sie gingen auch wieder….oder wurden von den Marienkäferlarven gegangen. Das Lilienhähnchen hat den Schnittlauch zwar geschädigt, aber nicht platt gemacht. Die Wühlmäuse haben zwar überall unterirdische Gänge gezogen und ständig wieder alles aufgewühlt, aber einen großen Fraßschaden haben sie nicht verursacht. Die Waschbären machen sich über das reife Obst der Obstbäume her, aber die Kulturen lassen sie stehen. Und selbst der Sauerampferkäfer hat sich dieses Jahr nicht sehen lassen. Und meine Laufenten haben gemerkt, dass sie die Minzekäfer auch essen können und sie täglich abgesammelt.
Wetter:
Da hatte ich natürlich ein großes Glück, dass die Schneise, die der Minitornado Ende Juli zog, drei Kilometer nördlich vorbei ging. Danach haben wir weder um zu viel oder zu wenig Regen gemeckert, weil wir einfach nur froh waren, dass alles noch da war. Insgesamt hätte es im Mai und Juni mehr regnen dürfen, aber ansonsten war es für meine Gärtnerei hier ein sehr gutes Jahr.
…und für mich selber auch: keine Migräne gehabt das ganze Jahr, viel entspannter insgesamt, selbst meine Augen haben sich verbessert um eine Dioptrie und keine Prismenverschiebung mehr… war echt eine gute Entscheidung diese Lebensveränderung.
Euch einen schönen Abend noch
Wir sehen uns am Samstag
Suse
Text zum Markt am 10.Juni:
Freitag – Erntetag im Juni
3h30 aufstehen, frühstücken…anziehen in Schichten
4 h es ist schon fast hell, aber es reicht noch nicht, um die Qualität der Kräuter schon ausreichend zu erkennen – drum zunächst kaltes Wasser in Kräuterbadewanne im Garten füllen
4h15 – hell genug - es geht los mit Ernten. Zunächst die feinen Kräuter, die bei Hitze zuerst schlapp machen würden: Zitronenmelisse, Drachenkopf, Koriander…– dann die im sonnigen Bereich des Gartens – zum Schluss dann die, unter den Schatten spendenden Bäumen.
Die Anzahl der Bunde steht vorher fest. Immer in Zehner Einheiten werden die Gummiringe um die kleinen beiden Finger der linken Hand gestreift – so brauche ich nicht immer mitzählen. Passende Napfkiste so vor mir in den Weg gestellt, dass alles gut in den Ablauf passt. Donnerstag habe ich in der Früh alles bewässert, damit sie heute durch die Morgenfrische lange durchhalten.
Wenn alles perfekt läuft, wäre auch alles schon gejätet, dass möglichst ein Schnitt – Gummi rum – ab in Kiste. Doch so ist es selten. Hier ein gekräuseltes Blatt – hier ein gelbes – da Läusebefall – und dort die Quecke mittendrin…. Es dauert mal wieder länger als gewünscht.
Sieben Kräuter für die grüne Soße – 43 mal …sind alleine schon 300 Bunde… ob man für ein Bund 10 Sekunden oder eine Minute braucht, ist jetzt über alles entscheidend.
Es ist ganz still noch in Trebnitz. Nur die Vögel höre ich. Gegen 5 h dann die ersten Autos der Nachbarn. Das sind die Handwerker, die jetzt nach Berlin fahren. Der Kuckuck macht den Solisten, die Ringeltauben den Bass im Vogelkonzert. „Hugo“- einen recht zutraulicher Amselmann mit knallorangenen Schnabel haben wir so getauft - hüpft vor mir her. Sein schon ebenso großes Junges immer an seiner Seite und dieser bekommt in rasender Geschwindigkeit etwas in den Schnabel gesteckt.
Nun wird es sechs Uhr sein: die Nachbarn Verkäuferinnen fahren zur Arbeit. Noch ist es angenehm kühl, die Kräuter frisch und duftend. Weiter geht es… ein Motorrad dreht den Hand auf – wahrscheinlich ist er noch in Neuhardenberg, so lange dauert es bis das durchdringende Geräusch auf der anderen Seite dann nicht mehr zu hören ist. Inzwischen dürfte es etwa Sieben Uhr sein – die Pumpe des Fäkalienabfahrer-LKWs dröhnt von nebenan los. Ich hole meine Laufenten aus dem Stall in den Garten und ziehe schon die ersten Schichten aus.
Die ersten fertigen Kisten sind im kalten Wasser getaucht und gleich in den kühlen Gewölbekeller gebracht.
Jetzt ist es soweit: die Sonne kommt hinter den großen Bäumen des Parks am Ende meines Gartens hervor. Es wird gleich gnadenlos wärmer. Zum Glück bin ich gut in der Zeit. Mein Liebster bringt mir etwas Kaltes zu trinken und weiter machen….Bund für Bund wandert in die Kisten – in die kalte Badewanne und ab auf die Schubkarre, um in den Keller gleich vor der Wärme in Sicherheit zu sein.
Jetzt fahren die Verwaltungs Nachbarn los zum Amt; meine Nachbarin mit noch ganz kleinen Zwillingen schiebt mit ihrem Kinderwagen vorbei und ihrem kleinen Hund Lotti. Man hört die ganze Straße entlang, wo sie gerade ist am Gebell der anderen Hunde.
Zum Glück schieben sich ein paar Wolken vor die Sonne, das gibt etwas Aufschub. Die ganzen Bunde sind geerntet, jetzt geht es ans Pflücken der ganzen verschiedenen Kräuter für die „wilde Salatmischung“. Zum Glück habe ich die ganze Woche gut geschaut, was wo steht, dass ich zielgerichtet alles in die Kiste schneiden kann. Immer mit viel Aufmerksamkeit. Sind alle Blätter schön? Keine Läuse noch oder schon da….? Und immer genug übrig lassen für die Aussaat und alle anderen, die hier mitleben…. Auf dem vorbereiteten Zettel mache ich Haken hinter allem, was schon in der Badewanne schwimmt, damit ich nichts vergesse. So krieche und knie ich und bewege mich zum Teil in den komischsten Positionen durch die Gärtnerei….Zum Glück ist sie voller alter Obstbäume, deren Schatten ich jetzt genießen kann…..
11 h – fertig mit Ernten – alles ist abgehakt, die Wanne voll. Jetzt erfrische ich mich beim umrühren und Mischen der der ganzen wilden Salatmischung und dem Rausschöpfen in die Napfkisten, die ich auch in den Gewölbekeller bringe.
Mittagspause und Mittagsschläfchen, bevor es denn ans Bündeln der „Kräuter-Mix-Bunde“ in den Keller geht. Was für ein angenehmer Arbeitsplatz bei 32°C draußen.
Das dauert bis 16h. Nun nur noch das Auto schon mal vorladen, so dass morgen für um 4h nur noch die Kräuter reinpassen müssen.
Morgen gibt es natürlich ganz viel Minze – das ist das den Körper am meisten kühlenste Kraut, was wir haben. Im Libanon macht man Tabouleh mit Minze und Koriander. Beides wird morgen in bester Qualität am Stand sein.
Bis Samstag
alles Liebe wünscht
Suse
Foto: www.studiobeetz.de